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Das Abenteuer 3. Liga kann beginnen

Trainer Rüdiger Ziehl: Der neue Trainer des TSV Havelse setzt auf einen Trumpf

Trainer Rüdiger Ziehl:  Der neue Trainer des TSV Havelse setzt auf einen Trumpf

Der TSV im TV

Sie haben die wohl komplizierteste Aufgabe in der 3. Liga vor sich. Matthias Limbach, Sportlicher Leiter des TSV Havelse, und Trainer Rüdiger Ziehl begleiten das Team nach dem Aufstieg mit dem Ziel Klassenerhalt. Bei vier direkten Absteigern gibt es nicht wenige Experten, die den TSV schon jetzt zu einen der vier Mannschaften zählen, die den Weg zurück in die Regionalliga antreten müssen. Auch Ziehl gibt zu: „Wenn man sich die Erfahrung des Kaders und das Budget anschaut, ist es wohl auch so, dass wir Abstiegsfavorit sind.”

Rüdiger Ziehl will mit dem großen Zusammenhalt und der nötigen Portion Mut den Klassenerhalt schaffen

Die Havelser haben den geringsten Etat der Liga und dazu den Kader, mit der geringsten Drittligaerfahrung. Und trotzdem glaubt das Team an sich und seine Chance in der 3. Liga. „Der Zusammenhalt ist für uns ein großer Trumpf”, sagt Ziehl. “Da wollen wir unsere Chance nutzen.” Auch Limbach gibt sich kämpferisch: „Ich glaube fest daran, dass wir die Reife für diese Liga haben. Wenn alle daran glauben, können wir das Maximum aus uns herausholen.”

Die Aufgaben zwischen dem Macher-Duo Ziehl/Limbach sind klar verteilt. Ziehl bringt aus seiner Zeit in Wolfsburg die nötige Erfahrung mit. Er weiß, was es braucht, um erfolgreich Fußball zu spielen. Der 43-Jährige strahlt eine gewisse Autorität aus. Bei seiner Einstandspressekonferenz am 28. Juni hatte er bereits angekündigt, dass er von seinen Spielern Respekt erwartet. Gleichzeitig war er selbst jahrelang Spieler (unter anderem in Kaiserslautern, Wehen, Koblenz und Wolfsburg) und weiß genau, wie die jungen Spieler ticken. „Er spricht mit den Jungs eine Sprache”, sagt Limbach.

Der Sportliche Leiter Limbach (45) agiert im Hintergrund. Seit 2012 ist er Geschäftsführer der Dr.-Buhmann-Schule & Akademie in Hannover. Dem TSV Havelse gehört er seit 2011 an, für dessen Reserve er sogar noch in der Bezirksliga gespielt hatte. Auch für ihn ist die 3. Liga eine riesige Herausforderung. „Man merkt, dass wir jetzt im Profifußball angekommen sind. Es ist eine ganz andere Nummer”, sagt er.

Seine primären Aufgaben vor dem Saisonbeginn hat er bereits erledigt. Er entschied sich für Ziehl als Nachfolger für Aufstiegstrainer Jan Zimmermann. Er suchte zusammen mit Ziehl die Neuzugänge aus. Nun dreht sich für Limbach vieles um die Mannschaft. „Es geht um die Jungs, sie stehen ganz vorne”, sagt er. „Sie müssen auf dem Platz abliefern. Wir wollen als Team dahinter alles möglich machen, um es ihnen so leicht wie möglich zu machen.”

Ganz wichtig: Der Charakter des Vereins soll durch das Abenteuer 3. Liga nicht verloren gehen. Die Werte, die der TSV über Jahre geprägt hat, sollen weiterhin erhalten bleiben. „Es geht viel um Familiarität und Umfeld, das ist uns ganz wichtig”, sagt Limbach, auch wenn er weiß: „Das passt vielleicht nicht unbedingt in diese Liga.”

Ziehls Mission als Trainer ist klar: Er soll das Team in der 3. Liga halten. Es wäre eine Sensation, wenn der Coach den Klassenerhalt schaffen würde. Und doch ist Ziehl sehr sicher, dass seine Mannschaft das Zeug dazu hat. Und er macht sogar einen großen Vorteil für seine Schützlinge aus: „Jeder weiß, dass es schwer wird. Keiner von uns ist überrascht, wenn wir mal Spiele verlieren.”

Die Havelser wissen also genau, was auf sie zukommt. Sie sind bereit für eine lange Saison voller Leidenschaft. Und dennoch laufen im Hintergrund auch die Planungen für die Zeit danach. Im Falle eines Abstiegs hat sich Limbach abgesichert. „Sollte es nicht klappen mit dem Klassenerhalt, fällt der TSV Havelse nicht ins Bodenlose. Da haben wir genug Mechanismen eingezogen, dass dies nicht passieren wird.” Heißt: Viele Spieler haben Verträge, die auch in der Regionalliga gültig sind. Ohnehin ist sich Limbach sicher: „Wir gehen dieses Abenteuer als Mannschaft an und werden die Saison auch als Mannschaft beenden.” Der Zusammenhalt soll es richten.

Herr Limbach, der TSV ist nach 30 Jahren wieder im Profifußball dabei – haben Sie das schon richtig realisiert?

Ich habe gedacht, dass es ein bisschen länger dauert mit dem Realisieren. Aber es ging doch relativ schnell, weil ab dem Sonntag nach dem Relegations-Rückspiel, als der Kater vom Feiern ein wenig weg war, schon sehr viele Aufgaben auf uns zukamen. Da sind wir ziemlich schnell auf den Boden zurückgeholt worden und haben gesehen, was wir in der extrem verkürzten Sommerpause noch alles zu tun hatten.

Der TSV gilt als erster Abstiegskandidat. Mit welcher Zielsetzung gehen Sie denn in die Saison?

Mindestens den ersten Nichtabstiegsplatz zu erreichen. Wir wollen in jedem Spiel alles in die Waagschale werfen, so wie wir es auch in der Relegation gemacht haben. Da waren wir auch schon vorher abgeschrieben, und der Verein mit dem sechs- oder siebenfachen Etat und Vollprofitum (1. FC Schweinfurt, Anm. d. Red.) war der absolute Favorit. Ich glaube, selbst nach dem 1:0-Hinspielsieg hat uns niemand zugetraut, dass wir es wirklich schaffen. Und so müssen wir auch jetzt jedes Spiel angehen: Mannschaftliche Geschlossenheit. Der TSV muss als Familie zusammenhalten, wir müssen darauf vertrauen und dass wir gute Qualität auf dem Platz haben. Dann schauen wir mal, wie weit wir damit kommen und ob wir nach dem Aufstieg mit dem Klassenerhalt ein weiteres Wunder schaffen können.

„Wir sind der Verein mit dem kleinsten Etat“

Der Sportliche Leiter Matthias Limbach spricht im Interview über Kreativität und den Zuschauerschnitt

Sagt Ihnen die Zahl 667,5 etwas?

Spontan nicht.

Das ist die Entfernung in Kilometern zum Auswärtsspiel bei 1860 München – die weiteste Tour. ­ Wie gehen Sie die vielen weiten Reisen in der 3. Liga organisatorisch an?

Unsere Jungs sind alle berufstätig oder studieren, da müssen wir immer organisieren, dass Training, Anreise und Spiel mit deren Arbeitsablauf zusammenpasst. Wir wollen es kreativ angehen und werden aus vielerlei Gründen viele der Strecken mit der Bahn machen. Das heißt, wir fahren mit dem ICE nach München, da ist das Gruppenticket auch gut bezahlbar. Dort werden wir von einem Münchener Busunternehmen abgeholt, ins Hotel, ins Stadion und dann wieder zum Bahnhof gefahren.

In der vergangenen Saison waren 750 pro Spiel da, mit wie vielen Besuchern kalkulieren Sie denn in der 3. Liga?

Der Schnitt, den wir kalkuliert haben, liegt bei etwa 2500 Zuschauern. Wir wollten da sehr defensiv rangehen. Wenn man aber davon ausgeht, dass Gästefans trotz Corona zu uns kommen dürfen, dann kann ich mir vorstellen, dass bei den großen Spielen gegen Braunschweig, Magdeburg, Osnabrück, 1860 München oder Kaiserslautern viele Gästefans und auch Menschen aus Hannover, die Interesse an uns haben, kommen werden und wir sogar über diesem Schnitt liegen werden. Es gibt aber auch die anderen Spiele und den kalten November und Dezember, wo es auch sein kann, dass wir vor weniger Zuschauern als kalkuliert in der Arena spielen werden.

Wenn wir schon bei Zahlen sind: Jeder Verein erhält aus dem Fernseh-Topf 1,1 Millionen Euro. Wo liegt denn der Etat des TSV? Stimmen die 5 Millionen Euro, von denen manchmal die Rede ist?

Nee, absolut nicht. Als wir die Lizenzunterlagen eingereicht haben, haben wir gesagt, dass unser Etat unter drei Millionen Euro liegen wird. Wir sind also wahrscheinlich der Verein mit dem kleinsten jemals dagewesenen Etat in der 3. Liga.

Das komplette Interview lesen Sie in der August-Ausgabe des Stadtmagazins magaScene. 
  

Der TSV im TV

Mit dem Start in die 3. Liga betritt der TSV Havelse auch medial die große Bühne. Insgesamt 86 Saisonspiele werden live in den 3. Programmen der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender gezeigt.

An den ersten beiden Spieltagen ist der Aufsteiger zwar noch nicht dabei, aber der Norddeutsche Rundfunk dürfte Partien der Havelser gegen Nordrivalen wie Eintracht Braunschweig und den VfL Osnabrück im Visier haben.

Zudem überträgt der Bezahlsender Magenta TV alle Spiele der 3. Liga

Die prominentesten Gegner des TSV

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1. FC Kaiserslautern:
In der ewigen Bundesliga-Tabelle liegt der vierfache Deutsche Meister mit 2094 Punkten auf Platz 11 – seit 2012 haben sich die Roten Teufel allerdings stetig verschlechtert. Zuletzt verhinderte Trainer Marco Antwerpen und sein Team nur knapp den Gang in die Regionalliga. Dass der Kern der Mannschaft zusammengeblieben ist, ist nicht ihr einziges Pfund. „Du merkst einfach, dass das hier ein Traditionsverein ist“, sagt Thomas Hengen, seit März FCK-Sportchef. „Ich habe selbst hier gespielt. Die Begeisterung und die Wucht haben sich nicht verändert. Wir wollen zeigen, dass wir im Stande sind zu leisten. Gerade zu Hause.“ 

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Eintracht Braunschweig:
Von der direkten Rückkehr in die 2. Liga will bei Eintracht Braunschweig vorerst niemand reden - die Erinnerung an den Abstieg 2018 ist noch frisch. Damals stürzte der Klub auch in der 3.Liga in den Tabellenkeller und schaffte gerade noch den Klassenerhalt. Damals wie heute geht Eintracht mit einem neuen Coach in die neue Saison. Michael Schiele ist jedoch ein Kenner der Liga, ihm gelang mit Würzburg im vergangenen Jahr der Zweitliga-Aufstieg. Dazu kommt ein Kader, der im Ligavergleich seinesgleichen sucht - Stammspieler wie Torwart Jasmin Fejzic, Danilo Wiebe oder Martin Kobylanski sind geblieben.

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VfL Osnabrück:
Beim VfL Osnabrück hat ein personeller Umbruch nach einer Saison fast schon Tradition. Nach dem diesjährigen Abstieg verließen 18 Profis den Klub, zudem gingen Trainer Markus Feldhoff und Sport-Geschäftsführer Benjamin Schmedes. Der neue Coach Daniel Scherning und Sportdirektor Amir Shapourzadeh haben eine anspruchsvolle Aufgabe vor sich. 15 Akteure verpflichtete der VfL neu, darunter in den Angreifern Andrew Wooten (zum Auftakt verletzt) und Sören Bertram zwei mögliche Drittliga-Stars. Welche Rolle der neuformierte VfL spielen wird, ist eine spannende Frage.

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TSV 1860 München:
Verbal ist der Torschützenkönig schon in Höchstform: „Ich habe mit Sechzig in der 2. Liga gespielt und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass wir nicht hochwollen“, sagt Sascha Mölders, der nicht nur wegen seiner 22 Tore zum Spieler der Saison gewählt worden war. Leistungsträger musste Trainer Michael Köllner nicht ziehen lassen, dafür verstärkte 1860 sich mit Kevin Goden (Nürnberg), Marcel Bär (Braunschweig) und Yannick Deichmann (Lübeck) Warum sollten die Münchener, im Vorjahr am letzten Spieltag noch auf Platz 4 abgerutscht, also tiefstapeln? „Unser großes Plus ist, dass wir uns verstärkt haben“, sagt Mölders.