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Mobiles Arbeiten

Struktur ist wichtig: Homeoffice mit Kindern

Struktur ist wichtig: Homeoffice mit Kindern Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen

ARBEIT UND KIND: Im Homeoffice müssen viele Eltern derzeit ihre Kinder betreuen und den Arbeitsalltag bewältigen. iStockphoto.com/Eva-Katalin

Authentische Regeln aufstellen

Obwohl es sich inzwischen fast danach anfühlt, als kehre nach dem Corona-Lockdown der gewohnte Alltag zurück, haben viele Arbeitgeber bisher darauf verzichtet, alle Mitarbeiter aus dem Homeoffice wieder in ihre Büros zurückzuholen. Schulunterricht und Betreuung von Kita-Kindern findet nach wie vor eingeschränkt statt, sodass nach wie vor in vielen Familien Ausnahmezustand herrscht.Eltern können ihre Kinder in dieser Situation am besten unterstützen, indem sie in dieser Ausnahmesituation gemeinsam neue Alltagsstrukturen finden und definieren. Es ist wichtig, sich dabei nicht unter Druck zu setzen, denn diese neue Struktur kann nicht dieselbe sein wie vor dem Ausbruch der Pandemie. Es ist zum Beispiel nicht schlimm, wenn der Medienkonsum Ihrer Kinder während dieser Ausnahmesituation im Vergleich zum normalen Alltag leicht höher ist. Machen Sie Kindern aber von Anfang an bewusst, dass sich das wieder ändern wird, sobald sich die Lage normalisiert hat.

Das Arbeiten vom heimischen Schreibtisch aus gilt oft als Sinnbild für eine Work-Life-Balance. Doch wer währenddessen Kinder betreuen muss, gerät schnell an seine Grenzen. Tipps, damit der neue Berufsalltag nicht zum Chaos wird.

Authentische Regeln aufstellen

In einer Familie treffen unterschiedliche Charaktere mit unterschiedlichen Bedürfnissen aufeinander. Wichtig ist es, dass sich alle zusammensetzen und gemeinsam überlegen, welche Werte für die jeweilige Gruppe von Bedeutung sind. Ist Rücksichtnahme in dieser Gruppe sehr wichtig, ergibt sich daraus zum Beispiel die Regel, Musik nur mit Kopfhörern zu hören. Wenige und wichtige Regeln, die für alle nachvollziehbar sind und gemeinsam festgelegt werden, geben allen Halt und Orientierung.

Tagesablauf gemeinsam gestalten

Familien haben die Chance, ihren Alltag gemeinsam zu gestalten. Beziehen Sie Ihre Kinder ein und nutzen Sie die Fähigkeiten aller Familienmitglieder. Überlegen Sie miteinander, wie der Tagesablauf aussehen könnte. Definieren Sie Fixpunkte, an denen Sie und Ihre Kinder sich orientieren können, wie zum Beispiel:

■ Aufgabenplan für die Schule festlegen
■ Zeitfenster für den Medienkonsum bestimmen
■ Momente für das gemeinsame Spiel einplanen
■ Zeiträume definieren, um sich selbstständig in der Wohnung oder im Freien zu beschäftigen
■ Homeoffice-Zeiten für Eltern festlegen
■ Gemeinsam kochen, aufräumen und Mahlzeiten einnehmen
■ Familienprojekte planen

Gegenseitig den Rücken frei halten

Beide Eltern sind im Homeoffice? Das ist toll! Am besten aber versucht man gar nicht erst, gleichzeitig zu arbeiten. Sinnvoller ist es, feste Zeiten auszumachen und Arbeitsphasen zu definieren. So hält man sich gegenseitig den Rücken frei. Wer alleinerziehend ist, hat inzwischen wieder die Möglichkeit, darüber nachzudenken, sich mit anderen Familien zusammenzutun. Vielleicht kann man Kinder abwechselnd betreuen und sich so gegenseitig Arbeitszeiten schaffen?

Perfektionismus ist fehl am Platz

Vermutlich wird ständig eines zu kurz kommen – entweder die Arbeit oder die Kinder. Deshalb ist es am sinnvollsten, sich mental auf Abstriche einzustellen. Es wird weder möglich sein, acht Stunden am Stück produktiv, in aller Ruhe und hoch konzentriert arbeiten zu können, noch die Kinder pädagogisch wertvoll den Tag über zu beschäftigen. Am Ende wird es ein bisschen von allem sein und es wird alles nicht so gut sein wie „normalerweise“. Aber in dieser Ausnahmesituation gibt es nur ein neues „Normal“. Bewahren Sie Ruhe, wenn doch einmal eine Panne passiert. Gerade bei kleinen Kindern lässt es sich nicht vermeiden, hin und wieder im Homeoffice bei der Arbeit oder einer Telefonkonferenz gestört zu werden. Dann hilft nur Humor. Man kann sich auch beim Gegenüber für das Verständnis bedanken. Viele Kollegen, Vorgesetzte oder Kunden werden ebenfalls Kinder haben und den Spagat kennen.

Flexibilität ist Trumpf

Die Kinder wollen gerade einfach gar nicht still spielen oder schlafen? Dann ist jetzt Kinderzeit! Der Vorteil am Homeoffice ist eine flexiblere Zeiteinteilung. Deshalb ist es meist nicht nötig, acht Stunden am Stück zu arbeiten. Sinnvoller ist es, Spiel- oder Schlafzeiten von Kindern für die Arbeit auszunutzen, also auch sehr früh am Morgen oder am Abend. Das kann auf lange Sicht sehr viel produktiver sein, als krampfhaft an gewohnten Arbeitszeiten festzuhalten.

Struktur bewahren

Bei aller Flexibilität ist es wichtig, auf Struktur zu achten. Das heißt: Wecker wie gewohnt stellen, Frühstück jeden Tag zur selben Uhrzeit, ebenso Mittag- und Abendessen. Kinder sollten auch jeden Tag etwa um dieselbe Uhrzeit zu Bett gehen. Schulkindern sollten auch regelmäßige Blöcke für Schulaufgaben kennen. km

Wenn gar nichts mehr geht: Hilfe in Konflikt- und Krisensituationen

Die Krise ist ernst und betrifft alle. Das lässt sich nicht verdrängen. Gleichzeitig kann man aber versuchen, positive Gefühle zu stärken. Und wenn alles zu viel wird, sollte man sich auch nicht scheuen, professionelle Hilfe zu holen – zum Beispiel bei der Telefonseelsorge: www.telefonseelsorge.de.

Kinder und Jugendliche können sich bei der „Nummer gegen Kummer“ anonym beraten lassen. Sie berät kostenfrei per Telefon unter 116 111, Montag bis Sonnabend, 14 bis 20 Uhr, außerdem per E-Mail und Chat. Das Elterntelefon der „Nummer gegen Kummer“ ist unter 0800 111 0 550, Montag bis Freitag, 9 bis 11 Uhr, Dienstag bis Donnerstag, 17 bis 19 Uhr, zu erreichen. Im Internet unter: www.NummerGegenKummer.de.

Darüber hinaus gibt es Kinder-, Jugend- und Familienberatungsstellen, die aktuell auch telefonisch erreichbar sind. Auf den Seiten der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e. V. (www.bke.de) stehen eine Beratungsstellensuche sowie eine Online-Elternberatung und eine Online-Jugendberatung zur Verfügung..