Wofür bin ich angetreten in der Seniorenarbeit? Vor allem, Zeit zu haben und auf die Seniorinnen und Senioren einzugehen. Das ist das Rezept für die soziale Einrichtung „Herbst-Zeitlos“, die jetzt 15 Jahre alt wird. Ursprünglich ein Verein, vermittelt Herbst-Zeitlos nach wie vor ehrenamtliche Helfende an hilfsbedürftige Menschen für ein möglichst selbstbestimmtes Leben. Neun hauptamtliche Mitarbeiterinnen betreuen und koordinieren über 200 ehrenamtliche Alltagshelfende im Alter von 18 bis 84 Jahren, die ihrerseits 340 Menschen im Alltag unterstützen und damit pflegende Angehörige entlasten. Zum Jubiläum gibt es einen Fachvortrag von Geschäftsführerin Janka Fleshman am Mittwoch, 24. April, 17 Uhr in Neustadt im Freizeitzentrum Leinepark, Suttorfer Straße 8, zum Thema: „Ambulante Versorgung von Menschen mit einer Demenzerkrankung“.
Fleshman hat den Verein vor 15 Jahren gemeinsam mit ihrer Mutter Brunhild Windmann gegründet und ist seit 2018 die Geschäftsführerin. Während ihrer Zeit als Heimleiterin litt Windmann unter der Bürokratie und dem Zeitmangel. Nach dieser Tätigkeit erinnerte sie sich daran, was ihr am meisten an der Arbeit mit Senioren Freude gemacht hatte. So kam ihr die Idee, den Verein zu gründen, der ermöglicht, dass Menschen Zeit für und mit Seniorinnen und Senioren haben. Der Name Herbst-Zeitlos bezieht sich daher weniger auf die Pflanze, als auf Zeit im Herbst des Lebens.
Der Verein wuchs kontinuierlich und wirkt in Hannover und im Umland in Neustadt, Wunstorf, Garbsen und Seelze auf der Basis von § 45a des elften Sozialgesetzbuches, der „Hilfen im Alltag“ regelt. So bekommen die Betreuten in der Regel die Betreuungsdienstleistungen von der Pflegeversicherung refinanziert. Die Koordinatorinnen beraten, welche Budgets den Kunden hierfür zur Verfügung stehen und welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen.
Inzwischen kümmern sich die Ehrenamtlichen auch um 11Kinder mit Beeinträchtigungen oder psychiatrisch erkrankte Menschen. Auch organisiert „Herbst-Zeitlos“ Gruppen unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“. Infos unter www.herbst-zeitlos.org
Schließlich ging der Verein im September 2023 über in eine andere Organisationsform, wurde Tochtergesellschaft der Neustädter Stiftung St. Nicolaistift, die auf Altenhilfe spezialisiert ist. Deren Vorstand Joachim von der Osten wurde mit Janka Fleshman gemeinsamer Geschäftsführer der neuen gemeinnützigen Gesellschaft. Er sagt: „Als kirchlich-diakonische Stiftung im Verbund mit der Dachstiftung Diakonie übernehmen wir viele administrative Aufgaben im Hintergrund, damit die Kolleginnen und Kollegen sich ganz auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren können, eben für hilfsbedürftige Menschen da zu sein“.
Der Goldschatz: Die Ehrenamtlichen
Rückgrat der sozialen Einrichtung sind die 200 Ehrenamtlichen, die ihrerseits von fünf Koordinatorinnen, drei Verwaltungskräften und der Geschäftsführung betreut werden. Wer keine pflegerische oder pädagogische Ausbildung hat, bekommt zunächst eine 30 Stunden umfassende Schulung. Hier geht es um Kommunikation, Grundbegriffe der Pflege, Umgang mit Demenz, auch Grenzen der Aufgaben. Zudem werden fortlaufend weitere Fortbildungen angeboten. Als Dankeschön gibt es unter anderem ein Mitarbeiter:innen-Fest, regelmäßige lokale Treffen zum Austausch und die Ehrenamtskarte des Landes Niedersachsen.
Sodann sorgt die zuständige Koordinatorin für die richtigen „Passung“ zwischen Ehrenamtlichen und Klient. Hierbei wird Rücksicht genommen auf die Bedürfnisse der Ehrenamtlichen und ihre verfügbaren Zeiten und zumutbaren Wege. Beide Seiten sollen sich wohl fühlen.
Die „Alltags-Engel“ begleiten beispielsweise die zu betreuenden Menschen beim Einkaufen, zum Gottesdienst, zu Behördengängen, zum Arzt oder auf den Friedhof. Sie haben Zeit für kleine Ausflüge, einen Klön beim Kaffee oder auch ein Kartenspiel.
Die „Alltags-Engel“ begleiten beispielsweise die zu betreuenden Menschen beim Einkaufen, zum Gottesdienst, zu Behördengängen, zum Arzt oder auf den Friedhof. Sie haben Zeit für kleine Ausflüge, einen Klön beim Kaffee oder auch ein Kartenspiel. Sie leisten aber keine Pflege und sind somit eine gute Ergänzung zum Pflegedienst. Ihre Klientinnen und Klienten sind größtenteils zu Hause, aber einige sind auch in stationären Pflegeeinrichtungen untergebracht.
Die Ehrenamtlichen erhalten 10 Euro pro Stunde als Aufwandsentschädigung, maximal 3000 Euro im Jahr steuerfrei. Die Gruppe ist sehr divers: Da sind junge Leute, die etwas Gutes tun wollen, ältere, die nunmehr Zeit haben und etwas zurückgeben wollen, Männer und Frauen, Leute aus der Pflege und ganz fachfremde Personen, die die Abwechslung und die Zuwendung zu einem bestimmten Menschen suchen. Hier entstehen viele Freundschaften, untereinander und mit Klientinnen und Klienten.
Wer Interesse an der Mitarbeit hat, wendet sich an die zuständige Gebiets-Koordinatorin: Infos dazu unter herbst-zeitlos.org/mitarbeiter oder Montag bis Freitag 9 bis 12.30 Uhr unter Telefon: (05032) 958 05 66.
Spenden willkommen
Die soziale Einrichtung Herbst-Zeitlos refinanziert sich aus den Pflegeversicherungsleistungen der Klientinnen und Klienten. Gleichwohl gibt es gelegentlich einen besonderen Aufwand, der dabei entsteht die Öffentlichkeit über die Möglichkeiten der Entlastung von pflegenden Angehörigen zum Beispiel in Vorträgen zu informieren.
Dafür sind Spenden sehr willkommen unter Bank: Hannoversche Volksbank
IBAN: DE76 2519 0001 0609 6085 00
Bitte im Verwendungsnachweis „Spende“ vermerken und Herbst-Zeitlos eine Adresse für die Spendenquittung zukommen lassen.
