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125 Jahre Hannover 96

Eine goldene Uhr von 96 für Leichtathletin Liesel Westermann

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Auge in Auge: Liesel Westermann im Februar 1968 bei einem Sportlerball in München mit Brasiliens Fußballweltstar Pelé als Karnevalist. imago

Liesel Westermann (76) schrieb als Leichtathletin von Hannover 96 Sportgeschichte. Mit 61,26 Metern übertraf sie 1967 als erste Diskuswerferin die 60-Meter-Marke.Was hat die 96-Leichtathleten in den 50er- und 60er-Jahren ausgezeichnet?Das Wir-Gefühl. Und alles zusammengehalten haben unser damaliger Abteilungsleiter Rudi Franz und seine Frau Inge. Beide sind leider im vergangenen Jahr verstorben.Das heißt, die Eheleute Franz haben die Grundlagen für die Erfolge geschaffen?Unbedingt. Rudi und Inge Franz waren zugewandt und freundlich. Sie hatten für uns Sportler immer ein offenes Ohr, man konnte bei ihnen auch um Mitternacht klingeln. Als ich 1963 in Augsburg erstmals bei den deutschen Meisterschaften der Erwachsenen gestartet bin, damals noch für meinen Heimatverein TuS Sulingen, hat Rudi Franz mich in den 96-Athletentross aufgenommen. Ansonsten hätte ich alles allein regeln müssen – Anreise, Hotel und Wettkampforganisation vor Ort.

Diskus-Star Liesel Westermann über das „Wir-Gefühl“ von früher – und die aktuellen Talente

Schildern Sie bitte Ihr schönstes 96-Sporterlebnis.

1964 haben Renate Meyer-Rose, Christa Elsler, Erika Fisch und ich den deutschen Meistertitel in der 4x100-Meter-Staffel gewonnen. Ich lief am Schluss und konnte unseren Vorsprung gegen die Europameisterin Jutta Heine verteidigen, die damals für den ASV Köln startete. Im selben Jahr wurden wir auch Mannschaftsmeister im Fünfkampf, die Teamwettkämpfe waren für uns immer etwas Besonderes.

Welche Anerkennung haben Sie vom Verein für diese Erfolge erhalten?

Geld gab es damals natürlich nicht, das war verboten. Aber wertvolle Sachgeschenke wie eine goldene Uhr, eine besondere Batik oder eine Vase, die ich noch heute besitze. Geehrt wurden nicht einzelne Athleten, sondern immer die Mannschaft. Wir hatten das Gefühl, dass der Verein stolz auf seine Leichtathleten war. Zudem war der Fußball noch nicht so übermächtig wie heute.

Wie sehen Sie die aktuelle Perspektive der 96-Leichtathleten?

Ich freue mich, dass unsere Sportler wieder Schlagzeilen schreiben wie Eike und Imke Onnen im Hochsprung. Oder unsere jungen Zehnkämpfer. Malik Diakité und Marcel Meyer sind jeweils deutscher Meister in der Königsdisziplin geworden, das ist außergewöhnlich. Sie werden unter anderem von einem Förderverein unterstützt, den ehemalige 96-Leichtathleten ins Leben gerufen habe. Ich bin auch Mitglied. Damit solche Erfolge keine Eintagsfliegen bleiben, braucht die Abteilung ein Mäzenatentum, oder wie man heute sagt, Sponsoren.

Imke Onnen hat sogar die Olympianorm für Tokio geschafft. Vorausgesetzt, die Spiele finden statt – fiebern Sie vor dem TV mit?

Aber natürlich. Doch man muss abwarten, ob die Corona-Pandemie überhaupt die Austragung der Sommerspiele erlaubt.

... andere erfolgreiche 96-Sportler

■ Sandra Wallenhorst (*1. Januar 1972 in Arnstadt)

Sandra Wallenhorst ist die erfolgreichste Triathletin bei 96. 2009 und 2010 gewann sie die Ironman European Championships. 2008 und 2009 wurde sie Niedersachsens Sportlerin des Jahres, nachdem sie beim Ironman Hawaii zuvor die Bronzemedaille geholt hatte. Zwischen 2008 und 2018 war sie deutsche Rekordhalterin über die Langdistanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42 km Laufen mit einer Zeit von 8:47:25 Stunden).

■ Jan Raphael (*18. Januar 1980 in Hannover)

Der wohl bekannteste Triathlet von 96 heißt Jan Raphael. Höhepunkt seiner sportlichen Karriere waren die Ironman-Siege von 2006 und 2012. Bereits zuvor hatte er sportlich auf sich aufmerksam gemacht. 2000 und 2003 wurde er deutscher Triathlonmeister in der U23 auf der olympischen Distanz. Zwischen 2001 und 2006 gewann er die Mannschaftsmeisterschaft in der Deutschen Triathlonliga. Noch 2017 wurde er Meister auf der Langdistanz, bevor er 2018 seine Karriere beendete und künftig als Trainer seine Erfahrung an die jüngere Generation weitergibt.

■ Angelina Köhler (*12. November 2000)

Den größten Erfolg erzielte Angelina Köhler bei den olympischen Jugend-Sommerspielen 2018 in Buenos Aires, als sie die Silbermedaillie über 100 Meter Schmetterling und Bronze über 50 Meter Schmetterling gewann. Bereits zuvor war sie Fünfte bei der Junioren-WM 2017 in Indianapolis geworden und nahm an der Junioren-EM 2016 teil. 2018 wurde Köhler deutsche Meisterin über 50 Meter und 100 Meter Schmetterling. Bei der Schwimm-WM 2019 erreichte sie das Halbfinale über 100 Meter Schmetterling. Angelina Köhler steht im Olympiakader für Tokio 2021.

■ Lea Mirmov / Daniil Ketov

Lea Mirmov *30.11.2002 in Hannover
Daniil Ketov, *02.01.2004 in Hannover

Die jüngsten Sportler in dieser Aufzählung sind noch keine 20 Jahre alt und dennoch bereits erfahren und ausgesprochen erfolgreich in ihrem Sport, dem Standard-Tanz. Seit 2017 tanzen Lea Mirmov und Daniil Ketov als Paar bei 96. Seit dem letzten Jahr gehören sie dem Bundeskader an und vertreten Deutschland in ihrer Sportart auch international. Sie gehören zu den Semifinalisten der letzten deutschen Meisterschaft und belegten den dritten Platz bei der letzten Weltmeisterschaft der Standard-Formationen in Moskau. Die vielfachen norddeutschen Meister haben sich als sportliche Ziele für die Zukunft gesetzt, deutsche Meister über zehn Tänze zu werden – und dann die Weltmeisterschaft zu gewinnen.