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Weihnachtspost von nah und fern - Region Süd-West

Kekse und Lieder schon seit Anfang November

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Happy Christmas, Eure Mira (links)

Dieses Weihnachten wird wohl für die meisten Menschen etwas anders werden. Aufgrund von Corona kann sich oftmals nur ein Teil der Familie treffen. Deshalb werden bei vielen wahrscheinlich Tante, Onkel, Oma oder Opa per Zoom mit an den Esstisch zu Hause geholt. Somit ist fast kein Unterschied zu spüren, ob man sich nun im Ausland oder im Nachbarort befindet, da wir alle von den Kontaktbeschränkungen betroffen sind.

Studentin Mira Sommer aus Gehrden verbringt das Fest in York

Mein Name ist Mira Sommer und ich verbringe dieses Jahr aufgrund meines Studiums die Vorweihnachtszeit in York in England. Ich studiere Politik und Sozialwissenschaften und absolviere mein letztes Bachelorjahr im Ausland. Ganz anders als geplant hat es mich anstatt nach Singapur nach England verschlagen. Obwohl ich mich schon auf ein warmes Weihnachten gefreut hatte, werde ich dieses Jahr ein eher kaltes Weihnachten mit englischem Regen erleben. Das Tolle daran ist, dass das Gras hier in England wie auf magische Weise auch im Winter noch immer grün leuchtet und Weihnachtsspaziergänge somit umso schöner sind.

Hier in York lebe ich zurzeit im „studenthousing“ mit zehn anderen Studierenden zusammen, wir teilen uns sowohl Küche als auch Badezimmer. Während des einmonatigen Lockdowns in England haben wir uns alle noch mal von einer ganz anderen Seite kennengelernt.

Da wir nur Zeit mit Menschen unseres Haushaltes verbringen durften, haben wir die Vorweihnachtssaison schon Anfang November ausgerufen. Wir haben also angefangen, Kekse zu backen, das Haus zu dekorieren und Weihnachtslieder zu singen. Auch das Lied „O Tannenbaum“ war bei den Engländern beliebt und wurde gern nach ein paar Gläsern Glühwein mit sehr falschem Text geschmettert. Allgemein haben wir hier die Zeit dafür genutzt, unsere Heimatbräuche zu zeigen und fremde Traditionen kennenzulernen. In unserem Haus leben drei Studierende aus Deutschland und sieben aus England, und trotzdem haben wir alle ganz eigene Bräuche innerhalb unserer Familien, von denen die anderen noch nie etwas gehört haben.

"Dieses Jahr habe ich außerdem die Zeit während des Lockdowns genutzt und eine Menge Weihnachtskarten für meine Familie gestaltet."

Wir haben unter anderem traditionellen Yorkshirepudding (eine Art hohler Muffin) mit Gemüse, Kartoffeln und Gravysoße (Bratensoße) gegessen. Ich habe meinen Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern gezeigt, wie ein Weihnachtskranz gebunden wird. Natürlich durfte auch Secret Santa, also das Weihnachtswichteln, bei uns nicht fehlen. Wir haben also alle einen Namen gezogen und jeweils eine Person beschenkt. Dabei ist anzumerken, dass es sich nicht um Schrottwichteln, sondern um normales Wichteln handelt. Dennoch hat einer unserer Mitbewohner ein Mauspad mit Brüsten erhalten, was durchaus als „Schrottgeschenk“ bezeichnet werden konnte. Beim Auspacken hat er keine Miene verzogen und so getan, als würde er sich aufrichtig freuen. Erst im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass das nicht stimmte. Es ist also wahr, was man über die Engländer sagt: Sie sind immer außerordentlich höflich. Dies ist sicherlich etwas, wovon wir uns eine Scheibe abschneiden können.

Dieses Jahr habe ich außerdem die Zeit während des Lockdowns genutzt und eine Menge Weihnachtskarten für meine Familie gestaltet. Wie früher will ich Weihnachtskarten verschicken, damit jeder von mir einen persönlichen Weihnachtsgruß bekommt. Denn ein paar nette Worte in fast schon altmodischer Briefform tun ja jedem gut. Allerdings werde ich dieses Jahr sicherlich die herzlichen Umarmungen mit der ganzen Familie und meinen Freunden vermissen. Ich hoffe aber darauf, dass sich im neuen Jahr die Situation bessern wird und wir uns alle wieder in den Armen liegen können.

In diesem Sinne wünsche ich fröhliche Festtage und grüße insbesondere meine Großeltern, das Team von Yuanda Robotics und meinen Korbballverein. Mira Sommer