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Gemeinschaft Kirchroder Kaufleute

„Wir können uns freuen, wenn wir mit einem blauen Auge davonkommen“, so Peter Busche von der GKK

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GKK-Vorsitzender Peter Busche wünscht sich, dass am Klönsschnackplatz in Kirchrode bald wieder richtige Menschen miteinander plaudern.

Die Gemeinschaft Kirchroder Kaufleute (GKK) existiert seit 2003. Die vergangenen Monate waren für den Verein – wie für die gesamte Gesellschaft – alles andere als einfach. Haben die coronabedingten Einschränkungen die Verfolgung einiger der zentralen Ziele der Gemeinschaft fast gänzlich verhindert. Im Interview spricht Peter Busche, Versicherungskaufmann und Vorsitzender der GKK, über die Auswirkungen der Pandemie auf die GKK-Mitglieder, auf das kulturelle Wirken des Vereins im Stadtteil und die Planungen der Gemeinschaft für die kommenden Monate.  Herr Busche, Deutschland hat seit gut zehn Monaten mit Covid 19 zu kämpfen. Nicht nur im privaten und sozialen Miteinander sind viele Einschränkungen zu bestehen, auch die Wirtschaft leidet unter Lockdown & Co.. Die GKK hat über 60 Mitgliedsbetriebe und Institutionen. Wie sind diese bisher durch diese zweifellos schwierigen Monate gekommen?Das muss man sehr differenziert beurteilen. Viele unserer Betriebe, welche aufgrund des Lockdowns bereits seit Dezember geschlossen haben und zum Großteil noch keine finanziell zugesagte Unterstützung bekommen haben, pfeifen - um es freundlich auszudrücken - aus dem letzten Loch. Ich kann daher nur hoffen, dass die zugesagten finanziellen Gelder nun bald fließen, bevor diese Betriebe Insolvenz beantragen müssen. Dann gibt es eine zweite Gruppe, welche ihre Geschäfte zwar öffnen dürfen, aber aus sehr unterschiedlichen Gründen trotzdem große finanzielle Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Auch bei diesen sind die zuvor vorhandenen finanziellen Polster allmählich aufgezehrt. Und dann kommt die dritte Gruppe, die Handwerker: Diese Betriebe haben im Großen und Ganzen die Corona-Krise bis hierher sehr solide überstanden.

Finanzielle Polster, Digitalisierung und kulturelle Verluste – Peter Busche, Vorsitzender der Gemeinschaft Kirchroder Kaufleute spricht über schwierige Monate für die Gemeinschaft

Die Menschen wissen teils sehr erfinderisch, mit den Einschränkungen und den veränderten Bedingungen umzugehen. So setsetzen Restaurants auf Außer-Haus-Verkauf und Sportvereine auf Online-Kurse. Wie sieht das bei Ihren Mitgliedern aus? Haben sie sich anpassen können?

Ja, Sie haben recht. Als Selbständiger sucht man nach Lösungen und wartet nicht ab. Man verlässt sich eher weniger auf bürokratische Zusagen, bei denen man nicht weiß, ob sie denn irgendwann mal eingelöst werden. Nicht immer ist mit dieser Flexibilität das Problem vollumfänglich beseitigt, aber es wird zumindest etwas abgemildert. Man kann allerdings auch Pech haben - nämlich dann, wenn der Einfallsreichtum dazu führt, dass die immer noch großen Verluste zu klein werden und einem daraufhin die zugesagten finanziellen Hilfen verweigert werden. Da kommt bei manchem der Gedanke auf, dass man vielleicht doch keine Eigeninitiative hätte zeigen sollen.

Digitalisierung und Ausweitung des Onlinehandels gelten als Möglichkeiten, die Verluste kleiner zu halten. Wie halten es Ihre Mitglieder damit?

Der Einzelhandel steht im Großen und Ganzen dem Online-Verkauf nicht feindlich gegenüber, aber es sollte auch festgestellt werden, dass damit keine gleichwertige Alternative zum gewohnten Einzelhandel geschaffen wurde. Ich hatte diesbezüglich bereits in einem vorherigen Artikel Ihrer Ausgabe drauf aufmerksam gemacht. Auch die Kosten und die eventuell auftretenden Gefahren sollten dabei nicht aus dem Auge verloren werden. Die hoch gelobte Online-Plattform, welche Teile des Einzelhandels ersetzen könnte, ist eintöniger und niveauloser und konkurriert mit der Verkäuferin oder dem Verkäufer. Ein Klick auf den Button und ab in den Warenkorb - aber wo bleibt in Zukunft der zwischenmenschliche Kontakt? Corona ist das beste Beispiel, was passiert, wenn zwischenmenschliche Beziehungen wegfallen. Der tagtägliche Einkauf, das Treffen auf der Straße, können nicht virtuell so einfach mal ersetzt werden. Ein gesunder Mix wäre anzustreben.

„Wir können uns freuen, wenn wir mit einem blauen Auge davonkommen“, so Peter Busche von der GKK-2
Wird die Brabeckstraße als eine der zentralen Straßen in Kirchrode mit viel Gewerbe auch nach Sanierung und Pandemie wieder Kunden in ausreichender Zahl locken? Foto: Nancy Heusel

Die Pandemie hat sicherlich auch Auswirkungen auf die Arbeit der Gemeinschaft Kirchroder Kaufleute. Wie erging es der GKK in den vergangenen Monaten? Konnten Sie Ihre in Kirchrode etablierten und beliebten Veranstaltungen wie gewohnt oder zumindest modifiziert stattfinden lassen?

Wie überall mussten auch in Kirchrode gewohnte Veranstaltungen ausfallen. Darunter fiel leider im vergangenen Jahr auch die Radtour „Kirchroder Radeln für einen guten Zweck“. Am Endpunkt der Tour werden ja alle erradelten Kilometer zusammengezählt, in Euro umgemünzt und kommen dann gemeinnützigen Institutionen im Stadtteil zu. Diesmal wäre eigentlich das Hospiz Luise an der Reihe gewesen. Wir werden aber - auch unter Corona-Bedingungen - diese Spendentour in 2021 in irgendeiner Form stattfinden lassen. Dem Hospiz wird auf jeden Fall in diesem Jahr die Spende überreicht werden. Auch die anderen Veranstaltungen und geplante Events, wie die GKK-Jahreshauptversammlung, das GKK-Schießen, der Schützenausmarsch und der Gewerbeerlebnissonntag mussten mit Ausnahme des im Dezember stattgefundenen Weihnachtswalds mit Prämierung der Bäume und einer finanziellen Spende der GKK Betriebe, ausfallen. Da wir schon jetzt wissen, dass die Jahreshauptversammlung, wie eigentlich üblich im Frühjahr nicht stattfinden kann, planen wir zum jetzigen Zeitpunkt erst einmal eine Verlegung in den Sommer oder Herbst dieses Jahres. Ob eine Gewerbeschau im Herbst im Leonardo Hotel möglich sein wird, ist aus meiner Sicht sehr fraglich. Schauen wir mal.

Ist es in solchen Zeiten für den Vorstand schwieriger, alle Interessen der Mitglieder unter einen Hut zu bekommen?

Sicherlich sind die interessensseitigen Wünsche zwischen Einzelhandel und Handwerk nicht immer die gleichen, aber wir sind eine kleine örtlich begrenzte Gewerbegemeinschaft, die die Belange jedes Einzelnen bestmöglich hier in unserem Stadtteil berücksichtigt.

„Wir können uns freuen, wenn wir mit einem blauen Auge davonkommen“, so Peter Busche von der GKK-3
Peter Busche

Sehen Sie die Pandemie ausschließlich als großes Unglück oder gibt es womöglich auch Erkenntnisse, die den Weg frei gemacht haben für zukunftsweisende Entwicklungen?

Die Pandemie hat uns sehr schmerzlich gezeigt, wie anfällig unsere Gesellschaft doch ist. Seit Bestehen der Bundesrepublik haben wir mehr oder weniger sehr behütet und unter demokratischer Freiheit gelebt. Nun müssen wir feststellen, dass das keine Selbstverständlichkeit ist und Einschränkungen und Rücksichtnahme zum Zusammenleben gehören. Nur wenn das alle begreifen und auch verstehen, dass Egoismus nichts mit demokratischer Freiheit zu tun hat, werden wir mit einem blauen Auge davonkommen. Voraussetzung ist aber auch, dass die Landesväter und -mütter Führungsqualität unter Beweis stellen und nicht lieb gemeinte Zugeständnisse zum falschen Zeitpunkt signalisieren. Sie helfen uns allen nicht und können im Extremfall die Situation nur noch verschlimmern, und zwar für uns alle.

Hatte die Corona-Pandemie bereits Auswirkungen auf die Mitgliederentwicklungen in der GKK? Haben Sie einen Mitgliederverlust aufgrund von Insolvenzen oder Pleiten zu beklagen?

Nein, die Mitgliederzahl ist völlig konstant. Es gab keine Austritte, und es deuten sich bisher auch keine an – wenn die Polster der Betriebe auch deutlich schrumpfen. Ich glaube, wir alle können uns freuen, wenn wir lediglich mit einem blauen Auge davonkommen.