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Gelebter Einbruchschutz: So helfen sich Nachbarn gegenseitig

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Aufmerksame Nachbarn können helfen, Einbrüche zu verhindern oder auch, den Täter zu ermitteln. Wer einen Einbrecher entdeckt, sollte allerdings nur die Polizei verständigen, keineswegs aber selbst versuchen, diesen zu stellen. Fotos: Christin Klose/dpa-tmn

Smart Home bietet Schutzfunktion

Wie gut ist Ihr Verhältnis zu den Nachbarn? Wer sich gut versteht und ab und an hilft, hat einen Vorteil: Man achtet aufeinander. Beim Schutz vor Einbruch ist das ein besonderer Vorteil. Aufmerksame Nachbarn können Einbrecher abschrecken und austricksen.Guter Einbruchschutz allein kann in der Regel einen Einbrecher nicht abhalten – gerade wenn man selbst verreist ist. „Ihr überquellender Briefkasten in der Urlaubszeit ist ja die Einladung par excellence für den Einbrecher. Denn kann er stundenlang ungestört arbeiten, kann er auch Sicherheitstechnik überwinden“, sagt Harald Schmidt von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Im Interview erklärt der Kriminaloberrat, warum aufmerksame Nachbarn ein wichtiger Schutz fürs Haus sind.Sind aufmerksame Nachbarn wirksamer gegen Einbrecher als ein Sicherheitsschloss an der Haustür?Aufmerksame Nachbarn sind eine wichtige Säule eines funktionierenden Einbruchschutzes. Das lässt sich auch anhand von Auswertungen, die das bayerische Landeskriminalamt beispielsweise jedes Jahr durchführt, bestätigen. 2017 wurde allein in Bayern aufgrund von Aufmerksamkeit und Zivilcourage immerhin in 336 Fällen ein Einbruch verhindert, 2016 waren es 366 Fälle und 2015 402 Fälle.

Ein wachsamer Blick auf Haus und Grundstück nebenan trägt zur Sicherheit bei

Das sind beachtliche Werte, die man aber auch in Relation setzen muss. Denn an einem soliden mechanischen Einbruchschutz sind 2017 in Bayern Einbrecher in 1796 Fällen gescheitert. Deswegen muss man schon sagen: Mechanischer Grundschutz sollte nach wie vor an erster Stelle stehen. Die Kombination mit einer Alarmanlage ist sinnvoll, um Einbrecher eher zu entdecken. Zudem müssen Sie aber auch selbst ein sicherheitsbewusstes Verhalten an den Tag legen. Und Sie brauchen eine aufmerksame Nachbarschaft.

Was kann ich als Nachbar zum Einbruchsschutz beitragen?

Es gilt, nicht auf die Abwesenheit hinzuweisen und entsprechende Anwesenheit zu simulieren. Also beispielsweise in einer gut funktionierenden Nachbarschaft sich gegenseitig die Briefkästen zu leeren, die Rollläden rauf- und runterzuziehen, durch Beleuchtung einen bewohnten Eindruck zu hinterlassen. Vielleicht mähen Sie ja auch mal den Rasen des Nachbarn, sodass man nicht sieht, dass er in der Wachstumsphase zwei, drei Wochen lang nicht da ist. Und man sollte natürlich ein Auge auf das Gebäude haben.

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"Aufmerksame Nachbarn sind eine wichtige Säule eines funktionierenden Einbruchschutzes."

Harald Schmidt, Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes

Die Berliner Polizei hat eine Zeit lang die eingehenden Notrufe ausgewertet. In diesem Zeitraum erfolgten letztlich 100 Prozent aller Festnahmen von Tätern auf frischer Tat aufgrund eines Notrufs eines aufmerksamen Bürgers. Die Polizei kann nicht überall sein, und wir sind daher ein Stück weit auf die Aufmerksamkeit der Bevölkerung angewiesen.

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Freunde oder Nachbarn können bei einer längeren Abwesenheit der Hausbesitzer dafür sorgen, dass der Garten gepflegt wirkt.

Wie reagiere ich als Nachbar, wenn ich einen potenziellen Einbrecher bemerke?

Im Zweifelsfall gilt: Lieber einmal zu viel 110 gewählt und danach löst sich eine Situation als unberechtigt auf, als wenn man wegschaut und den Nachbarn nicht vor Schaden bewahrt.

Soll ich den Einbrecher auf frischer Tat stellen?

Sie sollten den Täter nicht selber stellen. Einbrecher wollen keine Konfrontation. Ihr Ziel ist es, schnell unbemerkt rein ins Gebäude zu kommen und schnell wieder rauszukommen. Man weiß daher nie, inwieweit eine Konfrontation eskalieren kann. Es ist daher besser, die Polizei zu verständigen. Dann die Situation weiterhin aufmerksam beobachten, sich eine Personenbeschreibung gut einprägen, gegebenenfalls Kennzeichen eines Fahrzeugs ablesen und die Fluchtrichtung nachvollziehen.

Aber wir möchten nicht, dass die Bevölkerung selbst einschreitet. Das sollte man Kollegen und Kolleginnen überlassen, die dafür ausgebildet sind. dpa/tmn

Smart Home bietet Schutzfunktion

TÜV empfiehlt, Anwesenheitssimulation moderner Technik zu nutzen

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Per App lassen sich Rollläden steuern, Licht und Fernsehgeräte anschalten. Foto:iStockphoto/mikkelwilliam

Die Fenster schließen, den Müll leeren und dann alles gut verriegeln: Bevor es in den Urlaub geht, gibt es einiges daheim zu erledigen. Um Einbrecher während der Abwesenheit abzuschrecken, können Urlauber vernetzte Smart-Home-Technik einsetzen – etwa eine Anwesenheitssimulation. Darauf macht der TÜV Rheinland aufmerksam.

Mit der Hilfe vernetzter Leuchten, Rollladenmotoren oder Steckdosen lässt sich so Leben im Haus simulieren. Sind die Geräte über den Netzwerkrouter verbunden, können Nutzer Szenarien programmieren oder sie – per App – aus der Entfernung steuern. In unregelmäßigen Abständen gehen dann etwa Lichter, Radio und TV an, die elektrischen Rollläden werden rauf- und runtergefahren. Wer es nicht vernetzt mag, kann auch mit Zeitschaltsteckdosen und normalen Lampen mit Netzstecker arbeiten. Damit die Nachbarn nicht aus Sorge über die unerwartete Aktivität die Polizei anrufen, informiert man sie besser über die Technik. Man sollte ihnen auch zeigen, wie sie die Technik im Notfall ausstellen können, raten die Experten. Etwa den Mähroboter oder die Bewässerungsanlage im Garten, wenn sich ein Gewitter mit viel Regen ankündigt. Zudem gibt es smarte Anlagen, die einen Einbruch melden können. Diese sind teils mit einer Kamera, mit einer Sirene und einem Sicherheitsdienst vernetzt. dpa/tmn