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Lehrte Live erleben - Region Ost

Das Kribbeln im Bauch: Achim Rüter von der Lehrter DRK über Kontakt mit Corona-Infizierten

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In der Sporthalle an der Friedrichstraße hat das DRK Lehrte bis zu 200 Test täglich gemacht.

Als der Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 den ersten Lockdown nach sich zog, war für die meisten Menschen und Institutionen klar: Kontakte müssen soweit wie möglich vermieden werden, um der Ausbreitung des Virus Einhalt zu gebieten.Es gab allerdings auch Bereiche, in denen das nicht ohne Weiteres möglich war. Gerade im Gesundheitsbereich war eigentlich das Gegenteil der Fall. So etwa beim Lehrter Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). „Natürlich haben wir auch unsere Veranstaltungen am Beginn des Lockdowns eingestellt und unsere Treffen auf Telefon- und Videokonferenzen umgestellt“, sagt der Lehrter DRK-Vorsitzende Achim Rüter. Aber an anderer Stelle waren Kontakte kaum zu vermeiden. „Wir sind relativ schnell in die dann folgende Abnahme von Abstrichen eingebunden worden“, beschreibt Rüter die Testaktivitäten, um Infektionen auf die Spur zu kommen.Mobile Teams des DRK in der Region sind damals vorwiegend in die Altersheime gefahren, um dort die Bewohner zu testen. Dabei ist es regelmäßig zu Kontakten zu Infizierten gekommen, sagt Rüter. „Da hat man schon ein Kribbeln im Bauch.“ Auch Fahrten von Infizierten ins Krankenhaus haben die Rot-Kreuz-Helfer übernommen.

Wie das Lehrter DRK durch die Pandemie gekommen ist – „Es sind Bürger zu uns gekommen und haben gefragt, ob sie helfen können“

Das Kribbeln im Bauch: Achim Rüter von der Lehrter DRK über Kontakt mit Corona-Infizierten-2
DRK-Chef Achim Rüter bringt die Utensilien aus dem abgebauten Testzentrum ins Lager.

Mehrere Handschuhlagen

In solche Situationen könne man nur nach Katastrophenschutzvorgaben hineingehen, meint der DRK-Chef. Ein Vollschutzanzug sei Pflicht. Und man müsse dabei auch mehrere Handschuhe tragen, denn die Anzüge seien nach dem Kontakt möglicherweise kontaminiert. Mit mehreren Handschuhen könne man beim Ausziehen vermeiden, mit einem Virus in Kontakt zu kommen.

Während der gesamten Pandemie hat das DRK auch weiterhin Blutspendetermine angeboten. „Blut wird ja weiterhin gebraucht“, begründet Rüter. Das übliche Buffet für die Spender wurde allerdings nicht aufgebaut. „Es geht ja nicht, dass die Besucher möglicherweise auf das Mettbrötchen husten.“ Stattdessen habe es Imbiss- oder Einkaufsgutscheine gegeben. Später habe dann jeder Spender drei Masken als Dankeschön bekommen. „Die waren damals ja Mangelware.“

Viele Blutspenden im Lockdown

Der DRK-Chef zeigt sich erfreut über die Lehrter Bevölkerung in der Pandemie. Gerade im Frühjahr 2020 habe es ungewöhnliche viele Blutspenden gegeben. „Und es sind einige Bürger zu uns gekommen und haben gefragt, ob sie helfen können.“ Eine Schneiderin habe aus alten Bettlaken Alltagsmasken hergestellt und sie an das DRK gegeben. In Zeiten, in denen es kaum Masken gegeben hat, habe der Ortsverein damit die Grundsicherung der eigenen Helferinnen und Helfer sicherstellen können. „Es zeigt sich, dass in Krisenzeiten der Zusammenhalt der Bevölkerung stärker wird“, lobte der 59-Jährige.

Das habe sich auch an einem anderen Projekt, an dem sich das Lehrter DRK beteiligt hat, gezeigt. In einem Pool von Institutionen gab es im Lockdown sogenannte Einkaufshilfen. Für diejenigen, die als Infizierte oder Kontaktpersonen in Quarantäne waren oder sich aus gesundheitlichen Gründen nicht so gern dem Trubel eines Supermarktes aussetzen wollte, gab es Teams, die den Einkauf von Lebensmittel übernahmen. Der Bedarf sei aber geringer gewesen als gedacht. „Es hat sich gezeigt, dass hier Nachbarn und Freunde geholfen haben.“

Testzentrum in der Sporthalle

In den letzten Wochen war das DRK besonders im Bereich Testen präsent. Die Organisation hat im Auftrag der Stadt in der Sporthalle in der Friedrichstraße ein großes Testzentrum aufgebaut. Dort konnte sich die Bevölkerung auf das Virus testen lassen, um mit einem negativen Bescheid etwa in die wieder geöffneten Geschäfte und in die Gastronomie gehen zu können. Bis zu 200 Tests haben die Teams dort täglich durchgeführt. „Aus heutiger Sicht war das vielleicht ein bisschen überdimensioniert“, meint Rüter. Aber wenn die Kapazitäten zu gering gewesen wären, hätte es sicher Beschwerden gegeben.

Während andere Teststationen bislang weiter bestehen, hat das DRK inzwischen seine Gerätschaften abgebaut. Bei fallenden Inzidenzzahlen und gelockerten Corona-Regeln soll die Halle wieder für den Schulsport genutzt werden. „Unsere Teams hätten gern weitergemacht.“ Die Stadt habe aber anders entschieden.

„Wir haben aber einen Plan B“, sagt Rüter. Sollten die Zahlen und der Bedarf an Tests wieder steigen, will das DRK in der Halle auf seinem Gelände in der Ringstraße eine Station aufbauen. Die Größe wie in der Friedrichstraße werde aber vermutlich nicht mehr nötig sein, vermutet der DRK-Vorsitzende. Zum einen seien bis zum Herbst viele Menschen geimpft. Zum anderen sollten auch Altersheime und andere Stellen, an denen ein negativer Test immer noch ein Eintrittskriterium ist, selbst in der Lage sein, die Besucher zu testen, findet er.