Der Lockdown trifft viele Betriebe hart, gerade kleinere, die einen großen Teil der Ausbildungsplätze stellen. Doch welcher Kfz-Meister, Gastronom oder Friseur bildet Azubis aus, wenn er nicht weiß, ob sein Unternehmen die Krise überleben wird? Die Berufsperspektiven haben sich bei Holger Habenicht, Sprecher der Agentur für Arbeit Hannover, erkundigt.Wie sieht die Ausbildungslage 2021 für Hannover aus?In allen Berufen gibt es Ausbildungsstellen. In den Bereichen Hotel- und Gaststätten und auch Reise und Tourismus ist es allerdings ruhig geworden – es sind Stellen gemeldet und es laufen auch Bewerbungen, aber die Arbeitgeber halten sich wegen der Corona-Situation mit den Zusagen vorerst zurück. Stark nachgefragt sind zum Beispiel Steuerfachangestellte und Rechtsanwalt- und Notarfachangestellte sowie medizinische Fachangestellte. Hier laufen die Auswahlverfahren wie üblich.Aber auch in allen anderen Berufen sind Ausbildungsstellen im Angebot. Wir appellieren regelmäßig, dass die Ausbildungsbetriebe ihre Stellen an uns melden.
Holger Habenicht, Sprecher der Agentur für Arbeit Hannover, über die aktuelle Lage bei der Ausbildungssuche
Wer jetzt eine Ausbildung sucht, muss besonders beachten ...
… dass er sich auf Fach-Portalen informiert: zum Beispiel auf den Internetseiten der Agentur für Arbeit oder der jeweiligen Arbeitgeber. Bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Mit unserer App Azubiwelt kann man sich zum Beispiel sehr umfassend schlaumachen.
Zurzeit sind viele Praktika nicht möglich und auch die Ausbildungsbotschafter dürfen nicht in die Schulen. Wie kommen Unternehmen und Ausbildungsanwärter zusammen?
Unsere Berater kennen natürlich die Berufe und können beschreiben, was in den Ausbildungsberufen wichtig ist und vermittelt wird. Die Agentur für Arbeit Hannover informiert Jugendliche unter (05 11) 9 19 30 30 über Schulbesuch und Ausbildung und unter (05 11) 9 19 40 40 zu Studium und Überbrückungsmöglichkeiten. Zum Thema Praktika – die werden in Absprache mit den Schulen und den Betrieben organisiert. Die Schüler müssen sich dort informieren und absprechen. Dabei ergeben sich oft individuelle Lösungen.
Wie laufen die Vorstellungsgespräche in Zeiten von Corona?
Die meisten Vorstellungsgespräche finden derzeit per Telefon oder Videocall statt. Darauf muss man sich übrigens genauso sorgfältig vorbereiten wie auf ein Gespräch vis-à-vis. Damit es aber überhaupt dazu kommen kann, muss man die Jugendlichen oft daran erinnern, dass ihre EMail eine Signatur haben muss. Mit „Gruß, Holger“ können Personaler in der Regel wenig anfangen ...
Wie sieht ein Berufseintritt unter Corona-Bedingungen aus, wenn er vielleicht nur im Homeoffice möglich ist?
Das ist natürlich je nach Branche und Unternehmen unterschiedlich und ist auch Sache der Betriebe und Bewerber untereinander. Da wird es Absprachen und individuelle Lösungen geben.
Es heißt, für die Generation Z spielten Selbstverwirklichung und freie Entfaltung eine große Rolle. Ändert Corona daran etwas?
Wir können beobachten, dass die momentane Corona-Situation keinen großen Einfluss auf die Wünsche der Jugendlichen hat. Die meisten bleiben bei ihrem Berufswunsch – vorausgesetzt, sie haben schon einen.
Von Katrin Schreiter
Zur Person
Holger Habenicht hat Sozialwissenschaften in Hannover studiert und ist gelernter Berufsberater. Seit 2014 ist er Sprecher der Agentur für Arbeit Hannover.